Freitag, 9. März 2012

Der Tulpentraum

Eines Tages saß Herr Maffrodit am Frühstückstisch, erfreute sich an den Tulpen, die vor ihm in der Vase standen, und erinnerte sich an einen Traum. In diesem Traum lebte ein Mann, der war nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Er war gescheit und stand, wie man so sagt, mit beiden Beinen im Leben. Er dachte viel nach über Gott und die Freiheit, er dachte viel an sich, und er dachte, dass dem König, unter dem er litt wie kein zweiter, am besten zu schaden sei, wenn er all dessen törichte Befehle befolgte. Der Mann, klug, wie er war, gehorchte also dem König (gern auch vorauseilend) bis zu dessen letzter Stunde. Hernach sorgte er dafür, dass alle Untertanen in des Königs naturgemäß romantischen Liebesbriefen blättern durften (und wachte mit Argusaugen darüber, dass sie es auch ja taten). Als endlich alle Briefe ausgelesen waren (was sehr lange dauerte, da der König, wie es für Könige üblich ist, sehr viel Zeit und große Gefühle hatte), fanden die Menschen des mittlerweile größer gewordenen Reiches endlich wieder Zeit für andere Fragen. Zum Beispiel für die Frage, wer denn nun der neue König werden solle. Und sie sollten den kriegen, der sie erst lesen ließ und ihnen nun versprach, was ihnen der alte König und alle auf ihn folgenden Könige verwehrt hatten: das Reich nicht nur größer, sondern wieder so groß werden zu lassen, wie es vor langer, langer Zeit einmal war...

Während sich Herr Maffrodit an diesen Traum erinnerte, fiel ein Sonnenstrahl auf den Tisch und die sieben gelben Tulpen öffneten ihre Blüten; eine nach der anderen, ganz vorsichtig, bedächtig, geradezu zärtlich – für Herrn Maffrodit und selbstverständlich auch für alle anderen Frauen von Welt, denen schon immer dieser wie jener König gestohlen bleiben konnte. Was Freiheit wirklich ist, dachte Herr Maffrodit, bevor er den Tisch abräumte und sich ans Tagwerk machte, das weiß kein König dieser Welt.


Mittwoch, 7. März 2012

Erst Karneval, dann Frühlingserwachen

Wenn Herr Maffrodit, was nicht selten vorkommt, über die wichtige Frage, wer denn nun Herr und wer denn nun Knecht sei, nachzudenken beginnt, dann kommt er meist nicht weiter als bis zu diesem - zugegebenermaßen verführerisch hoffnungsfrohen - Gedanken: Wenn der neue Mensch, der erblüht, wenn das Herr- und Knechtsein aufgehört haben wird, nur halb so vernünftig, anständig und elegant sein wird, wie es Sahra Wagenknecht schon heute ist, dann möge der Frühling der Menschheit doch bitteschön lieber jetzt als später ausbrechen...

So schön, dass man nicht zagen mecht, ist nur die Sahra Wagenknecht (frei nach Harry Rowohlt)

Montag, 5. März 2012

Allerletztes zu Gauck oder: Mixed Emotions

Es gibt Tage, da ist Herr Maffrodit glücklich; es gibt Stunden, da ist er unglücklich. Es gibt Minuten, da könnte er weinen vor Glück; es gab auch eine Sekunde in seinem Leben, da mochte er lachen vor Schmerz. Was Herr Maffrodit jedoch nur vom Hörensagen vorzugsweise seiner geliebten Großmutter kannte, war das Gefühl, nicht zu wissen, ob man lachen oder weinen, ob man sich freuen oder doch lieber schreien möchte. Dieses Gefühl lernte Herr Maffrodit des heutigen Nachmittags in der Lehmann Buchhandlung zu Leipzig kennen.

Zwar nicht mehr auf Platz eins, aber...